
Vor einiger Zeit habe ich dir die Grundlagen des English Paper Piecing gezeigt anhand einer der einfachsten Formen, dem Hexagon oder Sechseck. Einfach deswegen, weil du ausschließlich mit stumpfen Winkeln – also Winkel die größer sind als 90° – arbeitest. Das hat den Vorteil, das die Nahtzugaben auf der Rückseite nicht über die Kanten der Form hinausragen. Erinnerst du dich?
Jetzt machen wir das Ganze ein kleines bisschen schwieriger. Wir arbeiten mit Rauten und nähen daraus ein Wandbild!

Die Inspiration für dieses Muster war ein kleiner Druck, den ich mal im schwedischen Möbelhaus gekauft habe. Ich laufe täglich daran vorbei und habe mir irgendwann gedacht: das wär schon toll aus Stoff! Gesagt, getan :-)
Größe: 22 x 24,5 cm / 8,75 x 9,5 Inch
Ich habe für dieses Projekt mit Papierschablonen gearbeitet, die eine Seitenlänge von 1 Inch (etwa 2,54 cm) haben. Es handelt sich um Rauten für einen 6-zackigen Stern, also mit einem spitzen Winkel von 60°.
Falls du direkt loslegen möchtest, kannst du dir hier das PDF mit der Papierschablone herunterladen und auf festeres Papier (120g – 180g) ausdrucken:
Außerdem findest du hier die Vorlage des Musters als PDF-Download. Einmal in meiner Farbzusammenstellung und einmal in schwarz/weiß zum Ausmalen, falls du mit deinen eigenen Farben arbeiten möchtest:
Insgesamt habe ich 84 Rauten verarbeitet – 28 weiße und 56 farbige. Die 56 farbigen teilen sich bei mir auf in 14 verschiedene Stoffe, die ich jeweils 3 bis 6 mal verwendet habe.
Ich habe Stoffstreifen in einer Breite von 1,75 Inch / 4,5 cm verwendet und diese dann in kleinere Stücke geschnitten, um ausreichend Nahtzugabe zu haben.
Da du pro Stoff immer nur sehr wenig brauchst, kann das auch ein tolles Reste-Projekt werden. Ich habe mich für eine Mischung aus „Bella Solids“, „Grunge“ und „Speckled“ entschieden.
Die Vorgehensweise ist die gleiche wie bei Teil 1 der Anleitung: du platzierst die Schablone mittig auf der linken Seite deines Stoffstücks, faltest nach und nach die überstehenden Kanten um und fixierst sie mit Heftstichen und kleinen Schlaufen. Klicke auf die Bilder, um die Details besser zu sehen.
Du kannst direkt den Unterschied zum Hexagon sehen: bei der Raute hier gibt es an den spitzen Winkeln oben und unten kleine „Öhrchen“, an denen die Nahtzugabe über die eigentliche Form hinausragt. Das ist vollkommen ok und muß so sein. Wenn die Teile später aneinander genäht sind, wirst du sie nicht mehr sehen.
Wichtig ist hier aber, dass du bei allen Rauten in die gleiche Richtung arbeitest, damit die Öhrchen alle in die selbe Richtung zeigen. Wenn du also wie ich Rechtshänder bist und gegen den Uhrzeigersinn arbeitest, mußt du das immer so machen, damit die Nahtzugaben später schön ineinander greifen können.
Wenn du dir vorher mit Hilfe der Ausmalvorlage schon einen genauen Plan gemacht hast, kannst du jetzt direkt loslegen. Ansonsten legst du dir deine Rauten erstmal auf einer glatten Oberfläche aus, bis du eine Anordnung gefunden hast, die dir gefällt. Mach dir am besten ein Foto, damit du später nicht durcheinander kommst.
Beim Aneinandernähen gehst du nun ebenfalls wieder genauso vor wie in Teil 1 der Anleitung: du legst zwei Rauten rechts auf rechts aufeinander und nähst mit einem farblich passenden Faden und einem kleinen Überwendlingsstich ganz knapp an der Papierschablone vorbei und nimmst dabei immer nur 2-3 Fäden des Stoffs mit, damit die Naht schön unsichtbar ist.

Die kleinen Öhrchen der Nahtzugabe werden dir zwischendurch im Weg sein. Klappe sie einfach mit einem Finger zur Seite, bis du mit der entsprechenden Naht fertig bist. Als ich den Mini-Quilt genäht habe, habe ich natürlich vergessen, Detailfotos zu machen, deshalb hier nochmal ein kleines Beispiel. Im Original hätte ich natürlich farblich passendes Garn genommen, aber das weiße kannst du hier besser erkennen. Klick auf die Bilder für eine größere Ansicht.
Du siehst, wie ich im ersten Bild das hintere Öhrchen wegklappe. Im zweiten Bild klappt es dann einfach wieder zurück über die fertige Naht.
Auf der Rückseite ergibt sich dann ein „organisiertes Chaos“ :-) Du wirst Stellen haben, an denen sechs Spitzen der umliegenden Rauten aufeinander treffen. Wenn alles richtig gelaufen ist, legen sich nun die überstehenden Öhrchen der Nahtzugaben sternförmig umeinander. Das kannst du auf diesem Bild gut erkennen:

Ich habe mich reihenweise voran gearbeitet: erst habe ich drei Rauten zu einem Hexagon zusammengenäht, dann die Hexagone zu Reihen aneinander, und schließlich die Reihen zu einem großen Ganzen.
Hier gibt es aber kein richtig oder falsch, finde die für dich passende Reihenfolge.

Wenn alle Rauten aneinander genäht sind, solltest du deinen Mini-Quilt erst einmal kräftig bügeln. Pass dabei auf, dass du auf der Rückseite die Nahtzugaben nicht versehentlich umklappst, sodaß alles so flach wie möglich liegt.
Schneide dann die Heftfäden durch und entferne die Papierschablonen, zum Beispiel mit einer Häkelnadel oder Pinzette. Dann bügelst du alles noch einmal. Du kannst auch Sprühstärke zu Hilfe nehmen. Die sprühst du am besten auf die linke Seite, da manche Produkte helle Flecken hinterlassen können.

Da dieses Projekt nun wirklich recht klein ist, habe ich mich dazu entschieden, es auf einen weißen Hintergrundstoff zu applizieren und es anschließend zu rahmen und an die Wand zu hängen.
Mit Hilfe von Sprühkleber und einigen Sicherheitsnadeln habe ich mein genähtes Stück mittig auf dem Hintergrundstoff fixiert und habe die Kanten mit dem gleichen unsichtbaren Matratzenstich angenäht, den ich sonst verwende, wenn ich das Einfassband eines Quilts mit der Hand festnähe. Die herausstehenden Öhrchen habe ich dabei unter die Rauten geklappt.
Anschließend habe ich alles noch einmal gebügelt, mit einer Lage Vlies (z.B. Thermolam) hinterlegt, es an der Bilderrahmen-Rückseite fixiert und mitsamt Passepartout in den Rahmen gelegt.
Leider habe ich vergessen, vorher noch ein paar Fotos zu machen. Mit frisch polierter Glasscheibe im Rahmen, die praktisch ALLES spiegelt, war das im Nachhinein nicht mehr so einfach ;-)

Hast du Erfahrungen gemacht mit English Paper Piecing? Hast du eine Lieblingstechnik oder Tipps, die es Anfängern noch leichter machen? Oder hast du Fragen? Schreib uns doch einen Kommentar!