Im letzten Beitrag habe ich dir ein paar Möglichkeiten gezeigt, einen Hotelverschluß in eine Kissenhülle einzunähen. In diesem zweiten Teil zeige ich dir, wie du Reißverschlüsse auf verschiedene Arten einsetzt und wie du deiner Kissenhülle einen schönen Abschluß verpassen kannst.
Übersicht - Teil 2
Reißverschluß
Einen Reißverschluß kannst du an einem Kissen auf der Rückseite einnähen oder in der unteren Naht zwischen Vorder- und Rückseite. Das ist erstmal eine Frage der Optik, aber manche Techniken funktionieren nicht unbedingt an allen Stellen oder in Kombination mit anderen Deko-Elementen. Mehr dazu in den jeweiligen Abschnitten.
... einfacher Reißverschluß
Dies ist die mit Abstand einfachste und schnellste Methode. Du brauchst eine Rückseite, die genau so groß ist wie deine Vorderseite. Entweder verarbeitest du sie im Ganzen und nähst den Reißverschluß zwischen Vorder- und Rückseite oder du schneidest die Rückseite waagerecht durch und setzt den Reißverschluß dort ein (so mache ich das in dieser Anleitung, die Schritte sind aber für beide Optionen identisch). Wo du das machst, ist dir überlassen. Ich nehme meistens die Mitte oder eine beliebige Stelle in der unteren Hälfte.
Die beiden Kanten, die an den Reißverschluß genäht werden sollen, solltest du versäubern, damit sie im Laufe der Zeit nicht ausfransen. Wenn du zufällig eine Overlock hast, ist das natürlich die beste Wahl, aber mit deiner normalen Nähmaschine geht das auch.
Wahrscheinlich wirst du jetzt automatisch zum Zick-Zack-Stich greifen, aber tatsächlich haben auch viele einfache Nähmaschinen inzwischen einen „Overlock“-Stich. Der ist natürlich nur bedingt mit dem Original vergleichbar, ist aber eine gute Alternative, wenn du gleichzeitig eine gerade Naht nähen und die Kanten versäubern möchtest.
Das aber nur als Info am Rande. Egal ob du diesen oder einen Zick-Zack-Stich verwendest, um eine Kante eines dünnen Baumwollstoffs zu versäubern, in der Regel sieht das Ergebnis so aus:
Der Stoff ist zu dünn und leicht und kann dem Zug des Garns nichts entgegensetzen. Die Kante wird also zusammengezogen. Guck mal, ob du bei deinem Nähmaschinen-Zubehör ein Füsschen hast, das ungefähr so aussieht, wie das auf dem Foto. Bei meiner Maschine heißt das Kantennähfuß und hat diese kleinen parallelen Stangen, die beim Nähen dafür sorgen, dass der Zick-Zack-Stich schön auseinander gehalten wird. So kann der Stoff sich nicht zusammenziehen. Auf dem Video kannst du das gut sehen:
So sehen meine beiden Kanten anschließend aus:
Du brauchst einen Reißverschluß, der ein klein bisschen länger ist als deine Kante. Meiner war in diesem Fall etwa 45 cm lang. Ich nutze eigentlich nur noch Endlos-Reißverschlüsse, nachdem ich gemerkt habe, dass ich grundsätzlich immer nur Reißverschlüsse in der falschen Länge zu Hause hatte. Bei einem Vorrat an Endlos-RV schneide ich einfach so viel ab, wie ich brauche.
Nimm deinen Reißverschluß und lege ihn rechts auf rechts auf eine deiner beiden Kanten, sodaß der RV an beiden Seiten ein bisschen übersteht. Die rechte Seite ist beim Reißverschluß übrigens die, auf der die Zähnchen obenauf liegen ;-)
Mit dem Reißverschluß-Füsschen deiner Nähmaschine nähst du den Reißverschluß an. Dabei kannst du die Leiste mit den RV-Zähnchen als „Führungsschiene“ nutzen, das Nähfüsschen fährt einfach daran entlang.
Das wiederholst du mit der zweiten Hälfte der Rückseite auf der anderen Seite des Reißverschlusses. Hast du den Eindruck, dass die beiden Rückseitenhälften plötzlich unterschiedlich lang sind? Das geht mir auch oft so. Stoff lebt :-)
Bügele den Stoff nun weg vom Reißverschluß. Wenn du magst, kannst du die beiden Seiten noch knappkantig absteppen (siehe Foto). Ziehe den Reißverschluß-Schieber ein (siehe Video) und schneide die überstehenden Enden des Reißverschlusses ab – NICHT mit deiner Stoffschere!! Falls nötig, kannst du die Rückseite jetzt nochmal begradigen.
Lege die Rückseite jetzt rechts auf rechts auf deine Vorderseite, fixiere beide Teile mit Nadeln oder Klammern, öffne den Reißverschluß ein Stück (!) und nähe einmal um das Kissen drumherum. Sei vorsichtig, wenn du an die Stelle mit dem Reißverschluß kommst. Normalerweise näht die Nähmaschine problemlos drüber, ABER in ganz unglücklichen Fällen trifft die Nadel schon mal so blöd auf die Plastik-Zähnchen, dass sie abbricht. Nähe am besten einfach ganz langsam über diese Stellen oder, wenn du auf Nummer sicher gehen willst, nähe die 2-3 Stiche einfach mit dem Handrad, da kann dann wirklich nichts passieren.
... einfacher Reißverschluß mit Klappe
Du möchtest den Reißverschluß zwar auf die Rückseite nähen, aber dir gefällt die Optik nicht so oder du hast keinen farblich passenden Reißverschluß? Dann ist das hier eine gute Option für dich.
Die Vorgehensweise ist ganz ähnlich wie bei der vorherigen Methode, allerdings sollte deine Rückseite vorher ein klein wenig größer sein. Für ein 40 x 40 cm Kissen beginnst du mit einem Rechteck in 40 x 45 cm und schneidest es ebenfalls an einer beliebigen Stelle waagerecht durch. Die untere Hälfte nähst du – so wie bei der ersten Methode – an eine Seite des Reißverschlusses.
Miss deine Nahtzugabe aus, mit der du diese Hälfte angenäht hast und addiere 1,5 cm. Bei mir sind das zusammen 2,5 cm. Nimm die andere Hälfte deiner Rückseite (wie du siehst, habe ich sie in diesem Fall nicht aus einem Stück Stoff, sondern aus zwei verschiedenen genäht. Das kann auch toll aussehen!), und klappe die lange Kante so weit auf die linke Seite um, wie du gerade errechnet hast, 2,5 cm in meinem Fall.
Nähe dann die obere Hälfte genauso an die andere Seite des Reißverschlußes, wie du es bereits mit der unteren Hälfte getan hast, wieder rechts auf rechts. Auf dem Foto siehst du gut die Falte, die ich vorher eingebügelt habe.
Wenn auch die zweite Hälfte der Rückseite an den Reißverschluß angenäht ist, klappst du diese an der gebügelten Kante um, das sollte dann ungefähr so aussehen wie auf dem Foto. Die gefaltete Kante (gelb) habe ich mit Stecknadeln an der unteren Rückseitenhälfte (blau) fixiert, damit sie sich beim nächsten Schritt nicht verschiebt.
Zu guter Letzt fixierst du die kleine „Klappe“ hinter der sich der Reißverschluß versteckt, mit einer Naht. Nimm am besten ein Garn, das auf deinem Stoff möglichst unauffällig ist.
Ich nehme für diesen Schritt mein Standard-Nähfüsschen, stelle aber die Nadelposition so weit nach links wie möglich. Die Außenkante des Füsschens gleitet dann schön an den Reißverschluß-Zähnchen vorbei. Auf dem Foto habe ich die Kante etwas angehoben, damit du das besser sehen kannst. Das mache ich beim Nähen natürlich nicht!
Vergiss nicht, den Reißverschluß-Schieber einzuziehen! Die Rückseite ist nun fertig und du kannst sie so annähen, wie im oberen Teil beschrieben.
... unsichtbarer Reißverschluß in der Naht
Und jetzt kommen wir zur Köngisdisziplin: dem unsichtbaren Reißverschluß. Auch dieser lässt sich auf der Rückseite einnähen oder in die untere Naht. Diese Art Reißverschluß siehst du auch bei vielen gekauften Kissenhüllen.
Vergrößere dir das zweite Foto, dann siehst du, dass ich an der Stoffkante noch zwei weitere Markierungen gemacht habe, und zwar jeweils im Abstand von etwa 1,5 cm vom Ende des Reißverschlusses aus gemessen nach innen.
Mit einer Nahtzugabe von 1,5 cm nähst du jetzt erstmal Vorder- und Rückseite an der unteren Kante zusammen. Am Anfang der Naht beginnst du mit einem Verriegelungsstich, dann nähst du mit einer normalen Stichlänge (z.B. 2,4) bis zu deiner ersten Markierung (da, wo der Rv anfängt). Verriegele deine Naht wieder, nähe dann aber weiter mit der größten Stichlänge, die du einstellen kannst, wahrscheinlich 5. Damit nähst du weiter bis zur zweiten Markierung, dem Ende des RV. Stelle die Stichlänge wieder auf die normale Einstellung, verriegele die Naht, nähe bis zur Stoffkante und verriegele noch einmal. Wenn du das Foto vergrößerst, kannst du das gut sehen.
Bügele die Nahtzugaben auseinander und markiere dir nochmal gut sichtbar die beiden Stellen aus dem vorherigen Schritt. Ziehe den Schieber in den Reißverschluß ein und platziere ihn mittig mit den Zähnen nach unten auf die auseinander gebügelte Nahtzugabe. Die Nahtzugabe sollte in etwa so breit sein wie der Reißverschluß. Der Reißverschluß sollte dabei geschlossen sein – siehe Foto.
Den nächsten Schritt kannst du am besten anhand des Videos erkennen, hier ist aber schon mal die Text-Version:
Ich nähe in diesem Fall mit meinem Standard-Nähfuß mit der Nadel in der äußersten linken Position. Der Abstand hat sich in diesem Fall für mich als besser erwiesen als mit meinem Reißverschluß-Fuß. Damit bin ich in diesem Fall zu dicht an den Zähnchen des Reißverschlusses dran, das finde ich optisch nicht so schön.
Ich habe den Reißverschluß nicht fixiert, sondern sehe während des Nähens immer kurz drunter, um sicherzugehen, dass die Zähnchen noch mittig auf der Naht liegen. Ich fange an dem Ende an zu nähen, an dem der Schieber nicht ist. Den habe ich fast ganz ans andere Ende gezogen, aber nur so, dass die Zähnchen noch zusammen sind. Wenn sich das Ende des Reißverschlusses geöffnet hat, nähst du es am besten mit ein paar Stichen wieder zusammen, das macht dir das Annähen gleich leichter. Im Video kannst du sehen, dass ich das auch so gemacht habe.
Ich nähe an der einen Seite des Reißverschluß entlang und wenn ich in die Nähe des Schiebers komme, nehme ich meinen Nahttrenner und öffne ein kleines Stück der Naht mit der langen Stichlänge. Ich hebe den Nähfuß und ziehe den Schieber daran vorbei auf die andere Seite.
An der Markierung angekommen, wende ich, nähe einmal vorsichtig über die Zähnchen drüber, wende wieder und nähe auf der anderen Seite des Reißverschlusses wieder zurück.
Ich komme ein zweites Mal zum Schieber. Ich hebe den Nähfuß und dadurch, dass ich gerade die Naht etwas geöffnet habe, hat der Schieber genug Platz und ich kann ihn mit dem Fingernagel wieder am Nähfuß vorbei schieben. Pass unbedingt auf, dass die kleine Lasche des Schiebers nicht aus Versehen unterm Reißverschluß im Weg liegt und du drüber nähst! Du kannst an dieser Stelle auch den Stoff hochheben und von unten gucken. Durch die Öffnung in der Naht kannst du den Schieber greifen und aus dem Weg ziehen. Stell nur sicher, dass deine Nadel immer unten ist, wenn du den Nähfuß hebst ;-)
Den Rest der Strecke nähe ich dann ganz normal weiter, wende wieder an der zweiten Markierung, und wenn ich am Anfang der Naht angekommen bin, verriegele ich die Naht nochmal. Das war’s schon!
Mit dem Nahttrenner öffne ich den Rest der Naht mit der großen Stichlänge und dann ist der Reißverschluß einsatzbereit.
Zum Schluß öffnest du den Reißverschluß ein Stück, klappst du Vorder- und Rückseite rechts auf rechts aufeinander und nähst die übrigen drei Seiten zusammen.
Ein schöner Abschluß
kleiner Stehsaum als Dekoelement
Einen Stehsaum finde ich besonders bei Patchwork-Kissen sehr schön. Er funktioniert bei allen Verschlüssen, die sich auf der Rückseite der Kissenhülle befindet.
Den kleinen Saum nähst du wie das Einfassband einer Patchwork-Decke, aus einem langen schmalen Streifen. Eine ausführlich Anleitung dazu findest du in diesem Blog-Beitrag. Wenn du dich für einen Stehsaum entscheidest, gibt es beim Zusammennähen von Vorder- und Rückseite nur einen kleinen Unterschied: du legst und nähst die beiden Teile links auf links aufeinander bevor du das Einfassband annähst. In dem Fall hast du dir später das Versäubern der Kanten und das Wenden gespart :-)
Kleiner Zusatz-Tipp – besonders schön wird’s, wenn du einen neuen Trend mit aufgreifst: dabei wird nochmal eine kleine dekorative Naht mit der Hand gesetzt.
Dieses gekaufte Kissen ist übrigens auch ein schönes Beispiel: Vorder- und Rückseite bestehen aus einfachem Leinen, in die Rückseite wurde ein verdeckter Reißverschluß eingenäht, Vorder- und Rückseite wurden rechts auf rechts zusammengenäht und gewendet. Anschließend wurde rundherum nochmal eine Naht im Abstand von 1 cm zur Kante gesetzt. Dadurch entsteht dieser einfache kleine Stehsaum.
Versäubern
Egal wie du deine Kissenhülle genäht hast, ob mit Hotelverschluß oder Reißverschluß, es ist auf jeden Fall eine gute Idee, die noch offenen Kanten zu versäubern. Das kannst du, wie bereits beschrieben, mit einem Zick-Zack-Stich, mit einem Versäuberungs-Stich oder mit einer Overlock machen. Das sieht nicht nur ordentlich aus, sondern verhindert auch, dass die offenen Kanten unter Umständen ausfransen und sich womöglich eine Naht löst, besonders wenn das Kissen später nicht nur dekorativ auf dem Sofa steht, sondern benutzt und auch gewaschen wird!
Wenden
Hier noch ein kurzes Video mit einem Tipp, wie du beim Wenden ganz tolle Ecken bekommst. Das funktioniert nur, wenn die Nahtzugabe vor dem Wenden NICHT zurückgeschnitten wird. Diese Technik kannst du auch sehr gut zum Beispiel bei Taschen anwenden:
Das waren ganz schön viele Informationen auf einmal. Ich hoffe, dass für dich etwas Nützliches mit dabei war. Wenn trotzdem noch Fragen offen sind, immer her damit, hinterlass mir einen Kommentar!